2013 Jugendpilgerreise nach Rom (21.-26.4.2013)

"Man kann Suppe nicht mit einer Gabel essen!" Jugendpilgerreise nach Rom 21.-26. April 2013

18 Jugendliche und 3 Begleitpersonen aus den Pfarreien Leuggern und Kleindöttingen verbrachten in der zweiten Woche der Frühlingsferien vier spannende Tage in Rom. Nach den Höhepunkten der Reise gefragt lautete die Antwort fast immer: „Colosseum, Spanische Treppe, der Papst und der Abend mit Pater Theo!“ Während die zwei oder drei erstgenannten Dinge zum „Pflichtprogramm“ eines Rom-Aufenthaltes gehören, war der geheimnisvolle „Abend mit Pater Theo“ wohl eher eine Speziali­tät dieser Reise.

Montag, 22. April: Zu Fuss auf den Spuren des antiken Roms

Am Sonntagabend war die Reisegruppe am Bahnhof Döttingen aufgebrochen und traf am frühen Montag­morgen mit dem Nachtzug in Rom ein. Nach dem ersten typisch italienischen Frühstück (Kaffee und „Cornetto“ im Stehen) folgte das erste grössere Abenteuer: die erste Fahrt mit der Metro, der römischen U-Bahn! Doch alle erreichten wohlbehalten das Quartier, ein Gästehaus von Dominikanerschwestern. Dort liessen die von der Fahrt noch etwas müden jungen Pilger ihr Gepäck zurück und machten sich zu Fuss auf den Weg zum ersten Erkundungsgang, der vor allem der Antike gewidmet war. Nach nur 15 Minuten tauchte vor den staunenden Jugendlichen das wohl berühmteste Wahrzeichen der Stadt und des alten Rom auf: das Colosseum. Nach einigen Informationen zur Geschichte des Gebäudes konnten sie es auf eigene Faust auch von innen erkunden. Vom einsetzenden Regen liessen sich die 10 Buben und 8 Mädchen nicht davon abhalten, beim anschliessenden Spaziergang über das „Forum Romanum“ die Reste von kaiserlichen Palästen, Tempeln und Triumphbögen zu bestaunen und so zumindest eine vage Vorstellung von der einstigen Pracht und Grösse zu bekommen. Auf dem Kapitol wurde die Legende von Romulus und Remus erzählt wurde, der die Stadt ihren Namen verdankt. Ein Abstecher auf das National­denkmal erlaub­te einen ersten grossartigen Überblick über die gesamte Stadt. Und hier zeigte sich auch die Sonne wieder. Die Gruppe gelangte schliesslich zum Pantheon im Herzen der Altstadt. Weil es inzwischen wieder zu regnen begonnen hatte und die Mägen knurrten, gab es hier zunächst einmal eine Mittagspause. Erst nach der Stärkung wurde der gewaltige, allen Göttern geweihte Bau aus dem 7. Jahrhundert mit seiner fast perfekt kreisförmigen Kuppel und dem riesigen Loch in der Mitte besichtigt. Nach einer Stippvisite beim weltberühmten Trevi-Brunnen (der allerdings bei Tageslicht nur einen kleinen Teil seiner Faszination hat) war eigentlich die Rückkehr zum Quartier geplant. Doch während des Wartens auf den nächsten Bus riegelten Sicherheitskräfte plötzlich die gesamte Strasse ab, Hubschrauber tauchten am Himmel auf, unzählige Polizisten auf Motorrädern und in Autos mit Sirenen fuhren vorüber – und am Ende schliesslich die schwarze, mit grün-weiss-roten Fähnchen dekorierte Limousine des neu gewählten Staatspräsidenten Giorgio Napolitano! Auf dem Rück­weg zum Quartier malte aus dem gleichen Anlass eine Fliegerstaffel noch die italienischen Nationalfarben an den Himmel. Dieses unverhoffte Zwischenspiel machte sichtbar, dass Rom nicht nur die Stadt von Kaiser und des Papst ist, sondern auch Hauptstadt eines modernen Staates. Nach diesen vielen Erlebnissen kehrten die Jugendlichen müde ins Quartier zurück, assen in einer nahe gelegenen Pizzeria zu Abend und gingen dann schlafen.

Dienstag, 23. April: Tag der Kultur (und ein Feiertag im Vatikan)

Der nächste Morgen begann mit dem Frühstück in einer Kaffeebar und dem Spazier­gang zum „Mund der Wahrheit“ („bocca della verita“). Diese steinerne Fratze im Vorraum der Kirche „Santa Maria in Cosmedin“  wurde früher vermutlich zur Wahrheitsfindung eingesetzt. Der Verdächtige musste seine Hand in die Mund­öffnung strecken und hoffen, dass sie nicht abgebissen wurde – was einer Verurteilung gleichkam. So streckten auch die Jugendlichen mit gemischten Gefühlen ihre Hand in die Öffnung – und konnten sie glücklicherweise auch alle wieder unversehrt herausziehen!

Mit dem Bus ging es dann direkt zum Vatikan. Dort schob sich bereits ein Menschenstrom in Richtung Petersplatz,  vorbei an den Wachen der Schweizergarde beim St. Anna-Tor und an den obligatorischen Sicherheitskontrollen. Endlich beim Eingang des Petersdomes angekommen, erhielten die Schweizer Jugendlichen einige Aufgaben, was sie im Innern dieser riesigen Kirche beobachten und herausfinden sollten. Zur Belohnung stand anschliessend die Besteigung der Kuppel auf dem Programm, die mit dem Blick nach unten ins Innere des Petersdomes, mit dem immer schräger werdenden Treppenhaus und der atemberaubenden Aussicht von oben gleich mehrere Höhepunkte bietet. Schon wenig später wurde die Gruppe dann von einer Führerin am Eingang der Vatikanischen Museen erwartet.

Innerhalb von zweieinhalb Stunden führte sie an einigen der bedeutendsten Statuen und Malereien der Kunstgeschichte vorbei. Trotz der Überfülle von Informationen und Kunstwerken erhielt man einen Eindruck von der schrittweisen Entwicklung der bildenden Künste und der prachtvollen Ausgestaltung der früheren Papstgemächer. Den Höhepunkt bildete die von Michelangelo  ausgemalte Sixtinische Kapelle, die wenige Wochen zuvor noch zur Durchführung der Papstwahl gedient hatte. Nach so viel Kultur brauchte es anschliessend eine Pause zum Ausruhen, Postkarten schreiben etc. Allerdings hatte das Vatikanische Postamt an diesem Tag geschlossen, weil es sich um das Fest des heiligen Georg handelte. Der Namenstag des Papstes (Papst Franziskus heisst mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, der Vor­name Jorge ist die spanische Form von Georg) ist nämlich immer auch ein Feiertag im Vatikan.

Die Jugendlichen aus dem Kirchspiel machten noch einen Rundgang durch die Krypta des Petersdomes mit den verschiedenen Papstgräbern und marschierten dann, vorbei an der mächtigen Engelsburg, zur Piazza Navona, einem der schönsten Plätze Roms. Dort konnte man den vielen Künstlern beim Malen zusehen, mit den Strassenhändlern feilschen, den Vierströmebrunnen von Bernini bewundern oder einfach nur ein Gelato geniessen.

Ganz in der Nähe liegt an der Piazza Sant‘Agostino das Päpstliche Institut für Kirchenmusik, wo die Gruppe bereits von Pater Theo Flury erwartet wurde. Der Benediktinerpater und Stiftsorganist des Klosters Ein­siedeln ist jede zweite Woche in Rom und unterrichtet an diesem Institut Orgelspiel, Gregoria­nik und Komposition. Aufgrund der persönlichen Bekanntschaft mit Thomas Scheibel hatte er sich bereit erklärt, ein ganz kleines Orgelkonzert zu geben. Er erklärte nicht nur die Funktion und demon­s­trierte die verschie­denen Klangfarben der prächtigen Walcker-Orgel, sondern er erläuterte auch die verschiedenen Epochen der Musikgeschichte anhand von Improvisationen. Es wurde spürbar und hörbar, dass hier ein wahrer Meister seines Faches am Orgelspieltisch sass, der für und von Musik lebt und für den Musik eine Art Gottesdienst ist. Es gelang ihm dabei auch, die jungen Zuhörer zu fesseln und für das Instrument Orgel zu begeistern. Drei von ihnen wagten nach der eindrucksvollen Demonstration selbst noch den Griff in die Tasten. Als Pater Theo Flury die höchsten Pfeifen der Orgel zum Klingen brachte, zeigte sich, dass er nicht nur Musiker sondern auch Priester ist. Er hielt plötzlich inne und gestand, dass er die höchsten beiden Töne seit kurzer Zeit nicht mehr hören könne. Was mit zunehmendem Alter ein normaler Vorgang ist, sieht er jedoch als Gleichnis, und er ermahnte die Jugendlichen, nicht nur das für wahr zu halten, was man sehen, hören und nachprüfen kann. Wer eine Suppe mit der Gabel esse, könne zwar mit etwas Glück ein Rüebli oder ein Stück Wurst erwischen, das Wichtigste aber, nämlich die Brühe, ginge verloren. Nach diesem Vergleich passte es wunderbar, dass der Benediktinerpater noch mit den Jugendlichen zum Nacht­essen in ein nahegelegenes Restaurant ging und dort noch einige Episoden aus seinem Alltag in Rom und Einsiedeln erzählte und Fragen der Jugendlichen beantwortete.

Mittwoch, 24. April: Papst und Mittelmeer

Am Mittwochmorgen klingelte der Wecker bei den Reiseteilnehmenden noch früher als sonst.  Sie wollten rechtzeitig auf dem Petersplatz sein, um noch einen guten Platz für die Generalaudienz des Papstes zu erhalten. Bei strahlendem Sonnenschein war schon von Weitem zu spüren, dass der Andrang an diesem Morgen besonders gross sein würde. Aber das frühe Aufstehen hatte sich gelohnt, denn kurz nach 10 Uhr fuhr Papst Franziskus unter dem begeisterten Jubel vieler tausender Menschen gleich mehrfach dicht an der Gruppe aus der Schweiz vorüber. Lauter Jubel brach bei ihnen auch aus, als sie zusammen mit den vielen anderen Pilgergruppen zu Beginn der Audienz begrüsst wurden.

Nachdem die Audienz mit dem Segen des Papstes beendet war, machten sich die Aargauer auf den Weg Richtung Mittelmeer. Ein Zwischenhalt diente der Verpflegung und dem Besuch in der Kirche Sankt Paul vor den Mauern, wo 265 Medaillons die Köpfe aller Päpste zeigen – nur Papst Franziskus war dort noch nicht zu sehen!

Am Strand bei Ostia konnten die Jugendlichen sich dann vom Trubel und Lärm der Stadt und von den Strapazen der Reise erholen. Sie genossen die warmen Sonnenstrahlen, schwammen im Meer, sammelten Muscheln und fanden auch sonst zahlreiche Möglichkeiten, sich die Zeit bis zum Abend zu vertreiben, den  sie dann rund um die Spanische Treppe verbrachten.

Donnerstag, 25. April: Kirchen und Katakomben – und ein Blick durchs Schlüsselloch

Auch der letzte Tag in Rom begann mit Frühstück und einem Spaziergang. Diesmal führte der Weg über den Aventin-Hügel, vorbei an der alten Kirche Santa Sabina mit einer der ältesten bekannten Kreuzigungs­darstellungen zum berühmten Schlüsselloch in der Tür der Malteserordensvilla. Jeder konnte selbst einen Blick hindurch werfen und die Präzision und den Einfallsreichtum früherer Baumeister bewundern.

Jetzt ging es mit dem Bus zu den Domitilla-Katakomben. Eine junge Führerin erläuterte, wie Christen vor rund 1700 Jahren an dieser Stelle begonnen hatten, ihre Toten in unterirdischen Grabkammern zu bestatten, möglichst nahe an den Gräbern von Märtyrern. Die endlos erscheinenden Gänge und die ur­alten Malereien, die vom Glauben der frühen Christen Zeugnis geben rückten das Leben und Sterben in jener Zeit in eine erfahrbare Nähe.

Am Donnerstag Nachmittag standen mit der Lateranbasilika und der Basilika Santa Maria Maggiore die letzten beiden der vier grossen Pilgerkirchen Roms auf dem Programm. Hier waren es vor allem die prächtigen, mit Gold verzierten Decken und die gewaltigen Dimensionen, welche die Jugendlichen beeindruckten.

Bevor die Gruppe kurz vor Mitternacht wieder den Nachtzug in Richtung Mailand bestieg, gab es noch eine Menge Souvenirs zu besorgen. Auch ein zweiter Besuch am Trevi-Brunnen – diesmal bei Einbruch der Dunkelheit – war noch möglich. Schliesslich wollten alle noch eine Münze hineinwerfen, um – so der Glaube – irgendwann wieder einmal nach Rom zurückzukehren.

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