2010 (9.-12. September): Aktion "72 Stunden"

Na dann gute Nacht! Aktion "72 Stunden" in Leuggern

Jungwacht und Blauring Leuggern haben im Rahmen der schweizweiten Aktion "72 Stunden" von 9.-12. September 2010 zwei ehemalige WC-Räume im Pfarreiheim in eine Notschlafstelle verwandelt.

Rund 100 Personen waren dabei, als am Sonntag Abend wie in der gesamten Schweiz auch auf dem Kirchplatz in Leuggern die Aktion „72 Stunden“ zu Ende ging. Nach einem gemeinsamen Countdown und lang anhaltendem Applaus war klar: Jungwacht und Blauring Leuggern hatten die gestellte Aufgabe geschafft und aus zwei ehemaligen Toilettenräumen eine Notschlafstelle eingerichtet.

Drei, zwei, eins… pünktlich um 18:11 Uhr am Donnerstag Abend nahmen 41 Mädchen und Burschen, Leiterinnen und Leiter von Jungwacht/Blauring Leuggern das bis dahin noch streng geheime Projekt in Angriff. Bei der schweizweit organisierten Aktion „72 Stunden“ versuchten Gruppen, innerhalb von drei Tagen sozial motivierte Projekte auf die Beine zu stellen, möglichst zum Nulltarif!

Jungwacht/Blauring Leuggern hat dabei eine ganz spezielle Herausforderung angenommen. Im Auftrag der Kirchengemeinde Leuggern-Kleindöttingen sollten sie im Untergeschoss der Kaplanei eine Unterkunft für Menschen in Not herrichten. Dabei wurden bereits bestehende Räume, welche früher als öffentliches WC und später als Lagerräume genutzt wurden, in eine kleine, gemütliche Bleibe verwandelt.

Nach einer kurzen Einführung von Pfarrer, Stefan Essig machten sich die vielen fleissigen Hände um kurz nach sechs an die Arbeit. Gleich am ersten Abend lag nämlich eine grosse, schweisstreibende Aufgabe vor den Helferinnen und Helfern. Zwei Wände mussten abgebrochen werden, sodass ein einziger grösserer Raum entstehen konnte. Die bereitstehenden Mulden füllten sich rasend schnell. Während die einen mit dem Abtransport des Bauschutts beschäftigt waren, machten sich andere auf den Weg, um die Verpflegung für die nächsten Tage zu besorgen. Obwohl die anstrengendsten Arbeiten bereits am ersten Abend abgeschlossen werden konnten, benötigen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch viel Energie für die kommenden Aufgaben. Denn bis die Räume in einem wohnlichen Ganzen erstrahlen sollten, blieb noch viel zu tun. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung war bereits in diesen ersten Stunden zu spüren an der Bereitstellung von Nahrungsmitteln und Einrichtungsgegenständen

Als die Primarschüler am Freitag Morgen wie gewohnt zur Schule gingen, staunten sie vermutlich, denn aus den Räumen im Untergeschoss der Kaplanei in Leuggern waren bereits Arbeitsgeräusche zu hören. Und es waren auch Schülerinnen und Schüler, die dort fleissig im Einsatz waren! Für die Aktion „72 Stunden“ bekamen nämlich alle teilnehmenden Kinder und Jugendlichen an diesem Freitag schulfrei. Die nächste Überraschung gab es dann, als das Projekt während der grossen Pause life im Radio vorgestellt wurde (hier anhören). Alle standen mucksmäuschenstill um das kleine Radiogerät und hörten zu, wie das Reporterteam von „Radio Virus“ mehrere „Arbeiter/-innen“ interviewte.

Das Ziel an diesem Tag war, die Bohr- und Spitzarbeiten so weit abzuschliessen, dass bis zum Abend auch schon die ersten Gipserarbeiten durchgeführt werden konnten. Gleichzeitig mussten Wasserleitungen neu verlegt werden. Da die beiden früher als WC genutzten Räume ziemlich klein sind, wurde es zeitweise ziemlich Eng. Doch zum Glück gab es für alle noch genügend andere Aufgaben: Eine Gruppe organisierte die Verpflegung aller Helferinnen und Helfer, eine andere gestaltete ein Baustellen-Plakat, eine dritte kümmerte sich um die Einrichtung der künftigen Notschlafstelle. Und schliesslich musste auch das Material wie Zelte etc., das inzwischen in diesen Räumen gelagert worden war, an einen neuen Ort verstaut werden.

Zur Halbzeit der Aktion am Samstagmorgen sah es ganz so aus, dass das Projekt tatsächlich gelingen würde (Radiobericht hier anhören). Früh begannen die Jugendlichen unter fachkundiger Anleitung mit dem Verputzen der Wände. Die restlichen Helferinnen und Helfer konnten sich bereits Gedanken machen über das Einweihungsfest, welches am Sonntagabend kurz zum Ende der Aktion stattfinden sollte. Schnell war klar, dass man dazu auch die Bevölkerung einladen wollte, die inzwischen ja auch neugierig geworden war. Daher wurden Flyer kreiert und am Nachmittag in Leuggern und Kleindöttingen verteilt. Auch eine kleine Festwirtschaft, mit Getränken, sowie Wurst mit Brot wurde und Kuchen wurde organisiert. Jetzt hing alles davon ab, ob der Putz rechtzeitig trocknen würde…

Zum Glück spielte auch das Wetter mit, so dass am Sonntagmorgen die Elektroarbeiten beginnen konnten. Alle freuten sich, als man am Sonntag Morgen bereits das Waschbecken benutzen und die Toilettenspülung betätigen konnte. Jetzt musste nur noch die Duschkabine aufgebaut werden. Die restlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten so geschlossen am Erntedankgottesdienst in der Kirche in Leuggern teilnehmen.

Nach einem feinen Mittagessen mit Dessert waren alle gestärkt für den Schlussspurt. Noch immer gab es viel zu tun. Man konnte zwar allmählich erahnen, wie der Raum am Ende aussehen würde, dennoch war die Notschlafstelle aber noch immer im Rohbau. So wurden die Teilnehmer am Nachmittag in Gruppen aufgeteilt, um die vielen noch anfallenden Kleinarbeiten auszuführen. Während die einen den Teppich zuschnitten und verlegten, die Fenster, Böden, Wände reinigten, gestalteten andere ein Bild für die neue Wohnung auf Zeit,  und wieder andere begannen mit den Vorbereitungen für das Einweihungsfest am Abend. Rund eine Stunde vor Ablauf der 72 Stunden war dann auch die Möblierung abgeschlossen (mit Vorhängen, Radiogerät, Nachttischlampe und Zahnbürste!), so dass jetzt nur noch die Endreinigung der neuen Unterkunft sowie des Pfarreiheims „Lupe“ anstand, das während der gesamten Zeit als „Zentrale“ und für die Verpflegung genutzt wurde.

Die ersten Neugierigen waren bereits kurz nach halb sechs vor Ort und wollten gerne schon einen Blick auf das Ergebnis richten, mussten sich aber noch bis 18:11 Uhr gedulden. Entsprechend gross war dann auch der Andrang der Besucher, als Jugendseelsorger Thomas Scheibel den erfolgreichen und unfallfreien Abschluss der Aktion verkündete und Pfarrer Stefan Essig das Absperrband durchschnitt und so den Zugang zur Notschlafstelle endlich freigab. Pfarrer Essig zeigte sich erfreut, dass die Kirchengemeinde mit diesen neu gestalteten Räumen nun über ein konkretes Hilfsangebot für Menschen in Notsituationen verfügte. Vor allem aber lobte er den Einsatz von Jungwacht und Blauring und aller Helferinnen und Helfer. Er gab zu, am Anfang selbst etwas skeptisch gewesen zu sein, ob dieses Ziel in so kurzer Zeit erreichbar sei, habe aber bei seinen Besuchen den Baufortschritt sowie die Motivation und gute Atmosphäre bei allen Beteiligten wahrgenommen. Ein Reporter von Radio „Virus“ war auch beim Abschluss wieder dabei und berichtete „live“ von der gelungenen Aktion (hier anhören). Die Besucherinnen, die er nach ihrem Eindruck befragte, liessen grosse Begeisterung über das Ergebnis erkennen. Und schliesslich wird Reporter Matthias die Notschlafstelle auch gleich einweihen und dort die Nacht auf Montag verbringen und in Radio „Virus“ darüber berichten. Seine Eindrücke kann man hier anhören.

Der grosse Erfolg war nur möglich, weil zahlreiche Firmen und Einzelpersonen die jungen Menschen durch tatkräftige Hilfe, durch Geld- oder Sachspenden unterstützt haben. Ein besonderes Dankeschön gebührt hier der Baufirma Karl Vögele, Reuenthal, der Firma Haustechnik Vögele, Gippingen und sowie Gipserunternehmen Bruno Bütikofer, Leuggern. Die Lebensmittel-Spenden des VOLG, Leuggern, der Metzgerei Mühlemann, Kleindöttingen und der Bäckerei Birchmeier, Leuggern sowie die vielen selbst gebackenen Kuchen, die uns im Laufe der drei Tage erreichten, steigerten die Motivation aller Teilnehmenden ebenso wie die zahlreichen Angebote für Einrichtungsgegenstände und Accesoires. So können sich alle über dieses gemeinsam realisierte Projekt freuen. 

Die Fotos unten geben einen Eindruck wieder, wie viele Hände in diesem kurzen Zeitraum gehämmert, gebohrt, gegipst, gemalt, geputzt, gekocht, organisiert...haben.

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