Geburtstagsfest für eine Orgel
In der Koblenzer Verenakirche ging es um die Musik. In einem mehrteiligen Konzert spielten drei Organisten mit Begleitmusikern auf.
Anlass für das grossartige und vielfältige Konzert war der 50. Geburtstag der Orgel. Der Erbauer Armin Hauser aus Kleindöttingen war ebenfalls anwesend. Er und seine Frau Helen genossen zusammen mit gut 150 Menschen die verschiedenartigen Darbietungen sehr.
Im Mittelpunkt des Anlasses stand die Musik. Diese konnte verschieden genossen werden, da sowohl auf der Empore als auch im Chorraum Sitzgelegenheiten zur Verfügung standen. Die Akustik war nicht überall gleich, dafür sahen die Besucher auf der Empore, wie bei einer Improvisation auch Bleistifte zu Hilfe genommen wurden, oder wie geschickt die Finger beim Musizieren sein müssen.
Mit Kaan Peters an der Orgel und Martin Maron am Schlagzeug begann der Abend speziell, denn Orgelmusik verbinden sicherlich die wenigsten mit Improvisationen, wie die beiden sie spielten. Erstaunlich, wie wirbelnd und elegant die Hände des Organisten über die Tasten glitten oder auch lange auf einzelnen blieben, wie unterschiedlich die Töne waren, die man hörte und wie breit das Musikspektrum war, das er der Orgel entlockte. Auch Maron zeigte beim Begleiten seiner Solo-Improvisation, feinfühlig, rhythmisch und gekonnt, was alles in seinem Instrument steckt. Aber nicht nur Kompositionen, auch „richtige“ Lieder spielte der in Koblenz aufgewachsene Peeters zusammen mit dem Zürcher Maron. Feierlich wurde es bei „Abide With Me“. Diese Hymne ist ein englisches Gebet, das in verschiedensten Variationen vorkommt. Zwei Eigenkompositionen vom Organisten spielten die beiden ebenfalls. „Uf Eus“ betont die Zweisamkeit der Menschen. Und mit dem Abschlussstück „Waltz To The Dead“, eines der ersten Orgelstücke, die Peeters komponiert hatte, hörten die Gäste eine Hommage an alle, die verstorben sind.
Im zweiten Teil mit der Organistin Vera Gros und Thomas Hager am Flügelhorn kam das Tänzerische, Verspielte der Orgel zu Gehör. Die acht Stücke wurden immer zeitgenössischer. Beginn war Ende des 16. Jahrhunderts mit einem höfischen Tanz mit schnellen Schritten und Sprüngen. Der folgende Barock-Zweiakter, der ebenfalls nur auf der Orgel gespielt wurde, beinhaltete neben der getragenen, würdevollen Sarabande noch eine ausgelassene Gigue. Mit dem Swing-Klassiker „Java Jive“ wurden die Zuhörenden beschwingt in das 20. Jahrhundert befördert. Sie schaukelten zur bekannten Melodie mit und genossen das Stück, das Hager und Gros gemeinsam vortrugen. Beim folgenden „Waltz Nr. 2“ vom russischen Komponisten Shostakovich war die Musik weich, schwebend und überraschend. Christophe Seiler, der jeweils die einzelnen Stücke ansagte, meinte, dass bei diesem Stück das Lungenvolumen des Flügelhornisten ausgelotet werde. In den mitreissenden „Keep Cool“ und „Still Dancing“ von Michael Schütz vermischten sich Jazz, Funk und Groove und der eine oder andere hätte vielleicht sogar das Tanzbein geschwungen – und das zu Orgelmusik! Als Abschluss liessen die beiden Musizierenden noch einmal die Pfeifen tanzen, der „Kowalski-Rag“ zeigte wiederum das Können und die Virtuosität des Duetts. Da das Stück aus dem Film „Fantastic Beasts and Where To Find Them” stammte, wurde damit auch gleich zum dritten Teil übergeleitet.
Markus Florian musste den Zuhörenden nicht vorgestellt werden. Der Musiker ist in diversen Kirchengemeinden als Organist tätig, so auch in der Antoniuskirche in Kleindöttingen. Zu seinen Stücken hatte er jeweils mit Foto und Text eine passende Folie gestaltet. Unter dem Titel «Filmmusik» waren aus «American Beauty» «Any Other Name», melancholisch schwebend, oder die kraftvolle, imposante Titelmelodie von «Game of Thrones» zu hören. Aus «Goodbye Lenin» folgten eher einfachere, aber gekonnt vorgetragene Motive. Bei «The Entertainer» aus «Der Clou» wirbelten die Ginger über die Tasten und Florian war froh, dass sein Frau Regina jeweils die Register zog. Die Stücke «Idea 1 und 15» des erst 22jährigen mexikanischen Komponisten Gibran Alcocer zeigten, wie modern «klassische» Musik sein kann. Was eine Orgel auch in der Volksmusik kann, wenn sie von einem Könner bedient wird, hörten die vielen Gäste beim «Haas Ländler» oder beim Stück «Polka, Poka, Polka» der Kölner Band Brings. Nach diesen hüpfenden und traditionellen Tönen bildete «Nefeli» vom italienischen Koompoinisten und Pianisten Ludovico Einaudi mit der leichtfliessenden und verträumeten Melodie ein schöner Gegensatz. Gross trumpfete Flroian dann noch zum Schluss mit «Drin Up Me Hearties» von Hans Ziimmer aus «Pirates oft he Caribbean» auf. Dieses bekannte, schnelle und wirbelnde Lied «Trinkt aus meine Lieben» musste er auch noch als Zugabe spielen, wobei die Zuhörenden gerne mehr als eine gehört hätten, bevor wieder um zu den Gläsern gegriffen wurde.
Die einzelnen Konzerte wurden jeweils von einer Pause unterbrochen. Vor der Kirche hatten die Mitglieder der Koblenzer Kirchenpflege und Pfarrei sowie des Pastoralraumrats ein feines und reichhaltiges Buffet aufgebaut. Bei schönem Wetter konnte über das Musikalische und auch anderes gesprochen werden. Da die Veranstaltung in der Verenakirche stellvertretend für den ganzen Pastoralraum stattfand, waren auch neue Begegnungen möglich.
Thomas Scheibel, Co-Pastoralraumleiter, führte durch den letzten Teil des Abends. Knapp 30 Menschen liessen nun ihre eigene Stimme zur Orgel ertönen. Es gab Kanons, einer auch in drei Gruppen als Uraufführung, und Lieder aus dem «Sing mit!»-Liederbuch des Pastoralraums. Beim bekannten Stück «Halleluja, preisen den Herrn!» wurde noch ein Fitnessprogramm eingebaut. Nach dem Kanon «Bleibe bei uns», der in vier Gruppen im ganzen Kirchenraum verteilt gesungen und natürlich wiederum von der Orgel begleitet wurde, endete mit den Abschiedsworten von Sabine Tscherner, Co-Pastoralraumleiterin, dieser gelungene und beeindruckende Abend.